Diskussion über Feminismus in Russland

von | 20. März 2025 | Veranstaltung

Sexismus und Patriarchat sind über die Jahre zu tragenden Säulen des Putin-Regimes geworden. In dem Angriffskrieg gegen die Ukraine finden sie ihre brutalste Verkörperung. In Russland wächst der Druck auf Frauen, dem Ideal patriotischer Weiblichkeit entsprechend viele Kinder zu gebären und aufziehen. Die LGBTI-Bewegung und viele feministische Gruppen werden kriminalisiert, reproduktive Rechte eingeschränkt. 
Am kommenden Dienstag, 25. März um 18:30 Uhr diskutieren wir in Berlin mit Expertinnen darüber, wie der Krieg die Stellung von Frauen in Russland verschlechtert.

In manchen russischen Regionen gilt bereits ein faktisches Abtreibungsverbot, landesweit drohen hohe Geldstrafen für das Propagieren von Kinderlosigkeit. Häusliche Gewalt, die seit 2017 beim ersten Fall nicht mehr strafbar ist und nur noch als Ordnungswidrigkeit verfolgt wird, wird bagatellisiert.

Frauen verhalten sich zum Krieg unterschiedlich. Während eine Mehrheit ihn unterstützt oder zumindest toleriert, spielen Frauen eine wichtige Rolle unter denjenigen, die trotz Diktatur gegen den Krieg aufbegehren. Gruppen wie Feminist Anti-War Resistance (FAR) verbinden ihren Protest mit dem Einsatz für Frauenrechte. Sie sehen im Feminismus Inspiration und Grundlage für den Kampf gegen Gewalt und Aggression, die das politische und soziale Leben in Russland zunehmend durchdringen. Künstlerinnen, Schriftstellerinnen, Journalistinnen und Aktivistinnen versuchen sowohl im Land als auch im Exil, die Gesellschaft mit Antikriegsbotschaften zu erreichen.

Der russische Staat reagiert darauf mit zunehmenden Repressionen: Organisationen wie FAR werden als „unerwünschte Organisationen“ eingestuft, Kriegsgegnerinnen werden zu langjährigen Haftstrafen verurteilt. So musste die Journalistin Maria Ponomarenko wegen „Verbreitung von Falschinformationen über die russischen Streitkräfte“ für sechs Jahre ins Gefängnis, weil sie die Bombardierung des Theaters von Mariupol kritisiert hatte. Nach Angaben von Memorial sind in Russland derzeit mindestens 266 Frauen aus politischen Gründen in Haft. Viele von ihnen wegen ihres Engagements gegen den Krieg.

Wie hängen Autoritarismus, Antifeminismus und die aggressive Außenpolitik des Kremls zusammen? Welche langfristigen Folgen hat die Verschlechterung der Frauenrechte in Russland? Welche Formen nimmt weiblicher Antikriegsprotest an? Wie ist die Situation von Aktivistinnen, die wegen ihrer Haltung Opfer staatlicher Repression geworden sind? Wie können sie unterstützt werden?

Wir laden Sie und Euch ein, über diese und andere Fragen zu diskutieren.

Wann: 25. März, 18:30 Uhr

Wo: Robert-Havemann-Saal, Haus der Demokratie und Menschenrechte, Greifswalder Str. 4, 10405 Berlin

An dem Gespräch nehmen teil:

Peter Franck                     Vorstand, Deutsche Sacharow-Gesellschaft (Begrüßung)
Prof. Katharina Bluhm     Abteilungsleiterin Soziologie, Osteuropa-Institut, FU Berlin
Alexandra Talaver            Ph.D.-Kandidatin CEU Wien, Forscherin cisr e.V, FAR-Aktivistin
Maria Vasilevskaya          Soziologin und Forschungsleiterin bei OVD-Info

Moderation:                        Anastasia Tikhomirova, Journalistin „Die ZEIT“

Die Diskussion findet auf Russisch und Deutsch mit Simultandolmetschung statt.

Im Anschluss an die Diskussion besteht die Möglichkeit, sich mit vorbereiteten Postkarten mit Solidaritätsbotschaften an inhaftierte Aktivistinnen zu wenden, die von ebenfalls verfolgten russischen Künstlerinnen entworfen worden sind. Diese Aktion wurde von Amnesty International in Zusammenarbeit mit Feminist Anti-War Resistance vorbereitet.

Über Euer/Ihr Kommen würden wir uns sehr freuen. Anmeldungen bitte unter diesem Link.
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Die Diskussion findet im Rahmen des vom Auswärtigen Amt unterstützten Projekts „Wege zur Aufarbeitung von Krieg und Diktatur“ der Deutschen Sacharow Gesellschaft statt. 

Schlagwörter: Feminismus · Feminist Anti-War Resistance · Frauenrechte · Russland · Ukraine-Krieg