Svetlana Eremeeva (l.) und Daria Ganzenko (Fotos: privat)
Zum dritten Mal haben die Deutsche Sacharow Gesellschaft, die Ruhr-Universität Bochum und das Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam die Andrej-Sacharow-Stipendien für geistige Freiheit vergeben. Die neuen Stipendiatinnen sind Svetlana Eremeeva (Bochum) und Daria Ganzenko (Potsdam).
Svetlana Eremeeva erforscht Erinnerungskultur, perimortale Praktiken und die frühe sowjetische Kultur. Ihre Arbeit zeigt, wie Propaganda, staatliche Gewalt und Erinnerungspolitik Vorstellungen von Leben und Tod prägen. In ihrer Monographie „Tote Zeit: Militärische Beerdigungen im Jahr 2022 in Russland und in der Ukraine“ beschreibt Eremeeva die Praktiken von Trauer und Bestattung seit Beginn von Russlands Vollinvasion der Ukraine.
Daria Ganzenko untersucht die Geschichte der Bühnenkomik im spät- und postsowjetischen Russland und arbeitet derzeit an ihrer Dissertation. Sie verdeutlicht, dass humoristische Unterhaltung politische Vorstellungen mitprägt und als Raum für Kritik, Widerstand und alternative gesellschaftliche Modelle dient.
Obwohl die Themen unterschiedlich scheinen, verbindet beide Forschungsprojekte ein gemeinsamer Kern: Sie zeigen, wie autoritäre Diskurse gesellschaftliche Wahrnehmungen formen – sei es im Umgang mit Trauer oder im Feld der Populärkultur. Beide machen sichtbar, wie Menschen auf staatliche Versuche reagieren, Emotionen, Bedeutungen und Öffentlichkeit zu kontrollieren, und leisten so einen Beitrag zum Verständnis moderner Propaganda- und Erinnerungspolitik.
Die Stipendiatinnen wurden von einer Jury aus Vertreterinnen und Vertretern der russischen und deutschen Zivilgesellschaft sowie Angehörigen der Familie Sacharow ausgewählt. Gefördert werden die Stipendien im Rahmen des Projekts „Wege zur Aufarbeitung von Krieg und Diktatur“ vom Auswärtigen Amt.
Ziel des Stipendienprogramms ist die Förderung von in ihrer Heimat politisch verfolgten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, um dadurch Andrej Sacharows geistiges Erbe zu würdigen.
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Die Stipendien werden vom Auswärtigen Amt im Rahmen des Projekts „Wege zur Aufarbeitung von Krieg und Diktatur“ gefördert, das von der Deutschen Sacharow Gesellschaft umgesetzt wird.


