Spiegel der Propaganda: Das Deutschlandbild in Russland 2024

von | 8. Okt. 2024 | Aktuell

Im Auftrag der Deutschen Sacharow Gesellschaft hat das unabhängige Meinungsforschungsinstitut Lewada das Deutschandbild der russischen Bevölkerung im dritten Jahr der Großoffensive gegen die Ukraine untersucht.

Lewada-Direktor Lew Gudkow sagte bei der Vorstellung der Studie in Berlin, dass sich die öffentliche Meinung in Russland gegenüber Deutschland grundlegend gewandelt habe. Dachten Russinnen und Russen traditionell und mehrheitlich positiv über über Deutschland, so überwiegt seit 2022 eine negative Einstellung. Gudkow macht dafür die staatliche Propaganda verantwortlich, die seit der Großinvasion noch einmal verstärkt worden sei und weite Teile der Bevölkerung indoktriniere. So halten der Studie zufolge nun knapp die Hälfte der Befragten Deutschland für ein „feindlich gesinntes Land“, jeder Fünfte glaubt sogar, dass die Bundesrepublik die größte Bedrohung für Russland darstellt.

Die Lewada-Daten zeigen aber auch, dass eine große Mehrheit der Menschen in Russland weiterhin freundschaftliche Beziehungen zu Deutschland wünscht: 39 Prozent halten das sogar für möglich, weitere 40 Prozent sagen, das sei wünschenswert aber unwahrscheinlich. Für Gudkow ist das ein Relikt des jahrzehntelang positiven Images: „Die Propaganda ist nicht ohne weiteres in der Lage, das positive Bild Deutschlands zu überwinden“, sagte er.

Die Tatsache, dass die öffentliche Meinung in Russland stark von der antiwestlichen Propaganda geprägt ist, bedeutet auch, dass ohne ein Ende der staatlichen Indoktrination und der Einführung einer freien Medien- und Informationslandschaft keine objektive Meinungsbildung möglich ist.

Die Studie hat das Lewada-Zentrum im Mai 2024 durchgeführt. Dabei wurden 1.600 Personen in etwa der Hälfte der russischen Regionen direkt (also nicht per Telefon) befragt.

 

Die Studie haben wir im Rahmen des vom Auswärtigen Amt unterstützten Projekts „Wege zur Aufarbeitung von Krieg und Diktatur“ beauftragt.

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