Umweltpolitik 2021: Deutsche und Russische Ansätze

von | 19. Nov 2021 | Aktuell, Veranstaltung

Videoaufzeichnung unserer Veranstaltung vom 9. November 2021.

Gespräch mit:

  • Kirsten Westphal, Stiftung Wissenschaft und Politik;
  • Jewgeni Gontmacher, Expertengruppe „European Dialogue“;
  • Olga Dobrowidowa, European Federation for Science Journalism;

Moderation: Boris Grosowskij, Publizist und Gründer des Telegram-Kanals “Events and Texts”

Begrüßung: Peter Franck, Vorstandsmitglied der Deutschen Sacharow Gesellschaft

Die Veranstaltung fand in Kooperation mit dem Sacharow-Zentrum, Moskau statt.

Ökologie ist eines der wichtigsten Themen des 21. Jahrhunderts. Über Klimawandel und andere ökologische Fragen wird auf Gipfeltreffen ebenso wie auf Treffen von Bürgerinitiativen gesprochen. Umweltprobleme gelten sowohl als Quelle globaler Bedrohungen als auch als verbindendes Element der internationalen Beziehungen. Sie können neue Schübe beim technischen Fortschritt und bei zivilisatorischen Entwicklungen auslösen.

Andrej Sacharow bezeichnete «unheilvolle Veränderungen der Umwelt» infolge des rasanten Wirtschaftswachstums und des industriell-technischen Fortschritts als eine globale Bedrohung. Er sah in der „Geohygiene“, wie er die Notwendigkeit ökologischer Nachhaltigkeit bezeichnete, eine der wichtigsten Herausforderungen für die Menschheit. Mehr als ein halbes Jahrhundert später haben sich seine Worte als prophetisch erwiesen.

Die umweltpolitische Agenda ist jedoch von Land zu Land sehr unterschiedlich. In Deutschland und der EU herrscht breiter Konsens darüber, dass die globale Erwärmung eine Bedrohung darstellt, die konsequentes Handeln fordert. In Russland dagegen ist umstritten, ob der Klimawandel mehr Probleme verursacht oder dem Land Entwicklungs- und Gewinnmöglichkeiten eröffnet.

Die Energiewende ist für Russland ein hochsensibles Thema. Führt eine Dekarbonisierung der Weltwirtschaft zwangsläufig zu einer Veränderung der russischen Wirtschaftsstruktur?  Wird Moskau an der Politik eines “Energie-Imperiums” festhalten können? Werden rohstoffreiche Autokratien angesichts immer ambitionierterer Klimaziele ihrer wichtigsten Abnehmer die Fähigkeit behalten, ihre Bodenschätze in politischen Einfluss umzuwandeln? Werden Länder wie Deutschland und andere EU-Mitglieder bei ihren Energie- und Umweltstrategien diese Dimensionen zusammendenken oder sich allein auf den Klimaschutz konzentrieren?

Vor mehr als 40 Jahren stellte Andrej Sacharow in seinem Artikel “Atomkraft und die Freiheit des Westens“ die liberalen Demokratien vor die Frage, ob sie ihre Ressourcen- und Energieunabhängigkeit als Teil ihrer Verantwortung für Frieden, Fortschritt und Menschenrechte sehen. Der Fortschritt ist nicht stehengeblieben und heute beantworten die meisten Experten die Frage nach Alternativen zu fossilen Energiequellen anders als Sacharow, der auf Atomkraft setzte. Politisch gesehen sind die Fragen, die er aufwarf, jedoch weiterhin sehr aktuell.

 

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